grenzenlose freiheit

interaktive klanginstallation

das grundkonzept

der klanginstallation »grenzenlose freiheit« besteht darin, klangtexturen in drei verschiedene räume einzubeschreiben, wobei die eigentliche ausformung des klanggeschehens dem publikum ueberlassen bleibt. dabei wird die komplexität der klangerzeugung mit dem grinder durch eine einfache graphische oberfläche verborgen, den gclient. daher kann diese klanginstallation sowohl als instrument als auch als ein spiel wahrgenommen werden. der eindruck des letzteren wird dadurch verstärkt, daß drei identische handheld-computer verwendung finden, auf denen sich die aktionen auf den jeweils anderen beiden rechnern verfolgen lassen (netzwerkspiel).

grundkonzept

geräte

der grinder

das tfog objekt

der gserver

der gclient

osc-protokoll

verwendete geräte

der grinder

das herzstück der klanginstallation »grenzenlose freiheit« ist eine geringfügig angepaßte version des grinders, eines kompositionswerkzeugs für granularsynthese in echtzeit, von gerhard eckel. er ist in der graphischen programmiersprache Max/MSP auf einem Macintosh PowerPC geschrieben.

die klangerzeugung erfolgt durch das zufällige auswählen von mehr oder weniger kurzen ausschnitten aus einer oder mehreren klangdateien, die anschließend einen signalverarbeitungsprozeß durchlaufen und danach mittels fog- synthese wieder zusammengesetzt werden. dieser letzte schritt der klangerzeugung wird vom tfog-objekt übernommen, das weiter unten beschrieben ist. da die fog-synthese eine art der granularsynthese ist, werden die herausgegriffenen teile aus dem klangmaterial als grains (körner) bezeichnet.

jedes dieser grains kann durch verschiedene parameter bestimmt werden: die zugrundeliegende klangdatei, der anfangspunkt innerhalb dieser datei, seine dauer, der zeitliche einsatzabstand des grains zum vorhergehenden und zum nachfolgenden grain sowie der kanal, über den das grain abgespielt wird. da jedes einzelne grain auch bearbeitet werden kann, sind noch weitere parameter von bedeutung, etwa transposition, lautstärke, hüllkurve, hall und verschiedene filterparameter. durch die steuerung aller dieser parameter wird es möglich, sehr komplexe klanglandschaften ("soundscapes") zu erzeugen.

grundlegend für die arbeitsweise des grinders ist die zufällige zuordnung dieser parameter zu jedem der grains und nicht ihre festlegung etwa durch eine gegebene funktion. der anwender des grinders gibt nur rahmenbedingungen vor, die den zufallsprozeß beeinflussen, sowie die methode der parametergenerierung, wie brownsche bewegung, zufallsauswahl aus einer liste und andere.

eine klangsituation wird somit durch eine anordnung von rahmenbedingungen für einen zufallsprozeß charakterisiert. eine solche situation kann stabil und unverändert klingen, sich über lange zeiträume verändern oder sehr wechselhaft und inhomogen sein. allen diesen klanglandschaften ist gemein, daß ihre konkrete zusammensetzung undeterminiert und nicht vorhersehbar ist, während ihr charakter auf einer höheren ästhetischen ebene sehr wohl durch die rahmenbedingungen festgeschrieben ist. deshalb nennen wir klanglandschaften, die nach diesem verfahren erzeugt werden, klangtexturen ("sound textures").

in der klanginstallation »grenzenlose freiheit« werden mehrere solcher klangtexturen verwendet, die entweder gemeinsam von allen drei grindern genutzt werden (berliner version) oder auf die grinder aufgeteilt werden (genfer version). jede dieser texturen ist vom besucher der installation klanglich beeinflußbar: durch die bewegung der graphischen entsprechung eines klangereignisses auf dem abgebildeten grundriß, und durch veränderung eines abstrakten "dichte"-parameters, der sich auf alle oben genannten parameter in einer definierten weise auswirkt. diese zuordnung wird als mapper patch bezeichnet.

jede klangtextur in unserer installation verfügt über ihren eigenen mapper patch, der speziell für sie komponiert wurde. die gesamtheit dieser patches im verbund mit den zugrundeliegenden klangdateien bestimmen den charakter der gesamten installation und das maß der "grenzenlosigkeit", das der besucher ausschöpfen kann. man könnte davon sprechen, daß diese daten die "künstlerische substanz" der klanginstallation »grenzenlose freiheit« darstellen.

das tfog-objekt

ist ein Max/MSP -external, das von gerhard eckel entwickelt wurde. dieses objekt stellt einen fog-generator dar. ein fog-generator ist ein erweiterter fof- (formant-wave-function) generator, der anstatt von sinuskurven beliebige klangdateien für den syntheseprozeß verwendet.

der besondere vorteil des tfog-objektes gegenüber anderen fog-generatoren ist seine genauigkeit, die mit einem eigenen scheduler im objekt erreicht wird. dadurch können berechnungen mit einer genaueren granularität als samplefrequenz durchgeführt werden, wobei fehler korrigiert werden, die sich andernfalls aufsummieren würden.

die technologie der fog-synthese ist beschrieben in

grundkonzept

geräte

der grinder

das tfog objekt

der gserver

der gclient

osc-protokoll

der gserver

besteht aus mehreren Max/MSP -patches, die das klangsynthesewerkzeug grinder umschließen. er stellt eine schlanke schnittstelle zwischen dem grinder und den über ein netzwerk angeschlossenen gclients dar, wobei die kommunikation über das osc-protokoll erfolgt.

der gserver verbindet die drei grinder und das klangmaterial sowie die mapper-patches zu einer funktionalen einheit. er empfängt die osc-nachrichten, die von den gclients gesendet werden, und leitet sie zu den anderen gclients und zu dem zugehörigen grinder weiter. ein einfacher "autopilot" ist ebenfalls bestandteil des gservers, der als pausenfüller und zu testzwecken dient.

der gclient

ist die "stille" schnittstelle zwischen der installation »grenzenlose freiheit« und dem besucher. das programm besteht aus einer graphischen oberfläche (GUI), kombiniert mit der fähigkeit, OSC-nachrichtenzu senden und zu empfangen.

der gclient läuft auf einem sharp zaurus SL-5500G , einem handheld-computer, der unter dem freien betriebssystem linux läuft. der graphischen schnittstelle des zaurus liegt die freie QT bibliothek der firma trolltech zugrunde. dadurch ist es recht einfach, software für den zaurus zu entwicklen.

der gclient wurde speziell für diese klanginstallation entwickelt. er besteht aus einer graphischen oberfläche, die den grundriß der räume darstellt, in denen die installation stattfindet, sowie die positionen dreier klangereignisse, die durch die besucher im raum bewegt werden können. der algorithmus, der die lautsprecher der installation in abhängigkeit von der position eines klangereignisses aktiviert, ist ebenso im gclient enthalten. daher ließe sich die »grenzenlose freiheit« als eine "verteilte anwendung" bezeichnen.

um OSC-nachrichten zu senden und zu empfangen, wird die freie C++-bibliothek libOSC++ (CVS) verwendet. der gclient wurde von martin rumori in C++/QT entwickelt.

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das osc-protokoll

osc bedeutet "OpenSoundControl" und stellt ein schlankes kommunikationsprotokoll auf der basis von netzwerkprotokollen dar (wie etwa UDP und TCP). osc ist der quasi-standard für den austausch von musikdaten zwischen computern und anderen geräten. das protokoll wurde von Matt Wright am CNMAT (http://cnmat.berkeley.edu/OSC/) entwickelt. das osc-protokoll ist inzwischen auf den wichtigsten hardware- und softwaresystemen vorhanden und erfährt immer größere verbreitung.

osc gestattet den datenaustausch in echtzeit zwischen verschiedenen plattformen und ist ebenso als methode zur strukturierung einzelner anwendungen geeignet. so ist etwa das gesamte grinder -system in verschiedenen logischen schichten aufgebaut, die miteinander über osc kommunizieren. dadurch ist es möglich, jede dieser schichten von außerhalb des grinders zu erreichen, ohne eine besondere schnittstelle dafür programmieren zu müssen. in der klanginstallation »grenzenlose freiheit« wird diese technik genutzt.

die kommunikation zwischen dem gserver und den gclients über das drahtlose netzwerk wird mit hilfe folgender software ermöglicht:

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der gclient

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30 Jun 2015 13:16:55
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